Systemauswahl PLM

Die Auswahl einer PLM-Lösung ist nicht bloß eine Entscheidung über ein Stück Software, sondern eine strategische Weichenstellung, die maßgeblichen Einfluss auf die Innovationsstärke und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens hat. Bei der Planung einer zukunftsfähigen PLM-Bebauung müssen nicht nur die gegenwärtigen Verbesserungspotenziale, sondern auch die künftigen Anforderungen mit Blick auf die digitale Transformation und die Unterstützung digitaler Geschäftsmodelle berücksichtigt werden.

Definition der künftigen Bebauung

Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen sind die Basis eines jeden PLM-Projekts. Vor der Auswahl sollten außerdem die bestehende System- und Prozesslandschaft analysiert werden, um Schwachstellen und Potenziale aufdecken und die wesentlichen Anforderungen an die auszuwählende PLM-Lösung definieren zu können.1 Zielführender als die Spezifikation langer Lastenhefte ist die Beschreibung von kritischen Szenarien und Use Cases, die Quick-Wins versprechen und als Basis für ein Benchmarking genutzt werden können.
 



Vorgehensweise bei der Auswahl und Einführung von PDM/PLM-Systemen (in Anlehnung an Fraunhofer IAO, 2011)
 

Offenheit und Integrationsfähigkeit

Offenheit und Integrationsfähigkeit sollten zu den wichtigsten Anforderungen an eine zukunftsfähige PLM-Lösung zählen: Sie ermöglichen es, die PLM-Bebauung bei Bedarf flexibel um zusätzliche Bausteine zu erweitern.2 Das gilt sowohl für die vertikale Integration neuer Autorenwerkzeuge, zum Beispiel für das modellbasierte Systems Engineering (MBSE) als auch für die horizontale Integration von PLM mit anderen Unternehmensanwendungen wie ALM (Application Lifecycle Management) ERP, CRM oder für die Anbindung von IoT-Plattformen und/oder -Anwendungen.

Plattformkonzept und Cloud-Architekturmodelle unterstützen 

PLM-Lösungen entwickeln sich zunehmend zu Innovationsplattformen, die Unternehmen, ihr Ökosystem von Entwicklungs-, Fertigungs- und Servicepartner und ihre Kunden über alle Phasen des Produktlebenszyklus hinweg verbinden.3 Bei der Auswahl einer entsprechenden Lösung ist deshalb auch darauf zu achten, dass die Software von ihrer Architektur her in der Lage ist, diesen Plattformansatz und gegebenenfalls auch Cloud-basierte Betreibermodelle zu unterstützen.

Implementierung und Anpassbarkeit durch Konfiguration

Der Aufwand für die Implementierung einer PLM-Lösung wird ebenfalls durch die Software-Architektur vorgegeben. Eine modulare, komponentenbasierte Architektur mit einer offenen Entwicklungsumgebung und Best Practices in Form von Vorlagen ermöglicht eine flexible Anpassung der Software durch Konfiguration anstatt durch aufwendige Zusatz-Programmierungen. Ratsam ist dabei zudem, auf die Unterstützung gängiger Standards zu achten – beispielsweise in der Anwendungsentwicklung: LDAP, SQL und XML. Gleichzeitig trägt diese Art der Anpassung dazu bei, dass die Lösung updatefähig bleibt.

Skalierbarkeit und Erweiterbarkeit

Die Architektur der PLM-Lösung muss darüber hinaus gut skalierbar und erweiterbar sein, um neue Anwender oder andere Unternehmensstandorte schnell anbinden und agil auf neue Anforderungen reagieren zu können. Eine klare Trennung von Plattform-Diensten und Anwendungen und ein kontrollierter Umgang mit kundenspezifischen Erweiterungen erleichtern die Einführung und Aktualisierung zusätzlicher Funktionen und verbessern die Updatefähigkeit der gesamten Lösung.

Updatefähigkeit und Wirtschaftlichkeit

Bei Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen werden häufig nur die Kosten für Anschaffung und Implementierung betrachtet, nicht aber die Gesamtkosten (Total Cost of Ownership, TCO), die eine PLM-Lösung im Laufe ihres Produktlebens verursacht. Insbesondere der Aufwand für die Updates monolithischer, stark kundenspezifisch angepasster Lösungen ist ein wesentlicher Kostentreiber und schränkt zudem die Möglichkeit der Unternehmen ein, schnell auf neue funktionale oder Marktanforderungen reagieren.

Usability und Anwenderakzeptanz

Die Implementierung einer PLM-Lösung ist ein Prozess, der zuweilen in Unternehmen auf Widerstände trifft, weil die von der Veränderung am stärksten betroffenen Anwender nicht notwendigerweise die größten Nutznießer des PLM-Einsatzes sind. Eine einfache und intuitive Bedienung und Administration ist deshalb neben der Performance der Lösung ein wichtiger Faktor zur Sicherstellung der Anwenderakzeptanz und zur Reduzierung des Administrationsaufwands.

Nachhaltigkeit und Investitionsschutz

Die Entscheidung für eine PLM-Lösung ist immer auch eine Entscheidung für einen bestimmten PLM-Hersteller oder einen seiner Partner, der Implementierung, Integration, Datenmigration und gegenbenenfalls Schulungen und Anwenderunterstützung übernimmt. Um die Investition langfristig zu schützen, sollten bei der Auswahl auch die Präsenz des Herstellers, seine finanzielle Stärke und seine langfristigen Entwicklungsziele in die Bewertung einfließen. Größe allein ist kein Garant für Nachhaltigkeit, wie die PLM-Geschichte lehrt,4 es sei denn, man wollte die Übernahme vieler großer PLM-Hersteller als Recyling betrachten.

Branchenkompetenz und Referenzen

Bei der Einführung einer PLM-Lösung sind in aller Regel Anpassungen der Software an die unternehmens- und/oder branchenspezifischen Prozesse erforderlich, die entsprechendes Branchen- und Prozess-Know-how seitens des Herstellers oder Systemintegrators erfordern. Der Besuch von Referenzkunden mit vergleichbaren Anforderungen ist neben der Definition der Demoszenarien und maßgeschneiderten Benchmarks eine wichtige Maßnahme zur Absicherung der PLM-Entscheidung.

Weitere Kriterien im Überblick

  • Stabilität/Ausfallsicherheit des Systems
  • Qualität des technischen Supports
  • Zukunftssicherheit: Dauer der Marktzughörigkeit und Stellung des Anbieters im Markt
  • Kosten-/Nutzen-Verhältnis: Monetrarisierte Einsparungen und Effizienzvorteile vs. Lizenz-, Betriebs- und Wartungskosten

    Quellen

    Fraunhofer IAO: Erfolgsfaktoren bei der Auswahl und Einführung von PDM/PLM-Systemen (eingesehen am 17.12.2018)
    Digital Engineering: PLM-Zukunftsstrategien entwickeln (eingesehen am 17.12.2018)
    CIMdata-Positionspapier: Produktinnovationsplattformen (eingesehen am 17.12.2018)
    PLM-Blog Michael Wendenburg: Was uns die PLM-Geschichte über Future PLM lehrt (eingesehen am 17.12.2018)

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