Bericht - 9. März 2020

Multi-Enterprise Integration:
Der neue Collaboration Hub

 

E-Mails und Team-Space-Lösungen sind schnell einzurichten und einfach zu nutzen. Im Engineering-Umfeld stoßen sie allerdings schnell an ihre Grenzen. Collaboration Hub ist ein neues Angebot für Unternehmen, die in der Produktentwicklung effizienter zusammenarbeiten wollen. Drei Anwendungsfälle stehen dabei im Mittelpunkt.


Anspruchsvolle Produkte sind heute ohne das Know-how und Komponenten von Partnern und Zulieferern nicht mehr denkbar. So ist der Eigenfertigungsanteil der Automobilhersteller auf unter 25% gesunken, und sie gehen vermehrt Joint Ventures ein, um die immer höheren Innovationskosten zu stemmen. Die Zusammenarbeit mit Ingenieurbüros, Lieferanten, dem Kunden und Partnern ist heute maßgeblich für eine effiziente Produktentwicklung. Unternehmen stehen dabei vor vielen Herausforderungen, da

  • die IT-Tools zur Ausführung der Prozesse nicht verbunden sind
  • die Daten nur schwer genutzt werden können
  • die Zusammenarbeit mit den Geschäftspartnern zeitaufwändig ist

Laut dem Marktforschungsunternehmen Gartner nutzen traditionelle Lieferketten hauptsächlich interne, unternehmensbezogene Daten. „Dies führt zu verzögerten Aktualisierungen und begrenzten Einblicken in die Transparenz… Aus technologischer Sicht führt dies dazu, dass man sich auf Legacy-Lösungen und oft auf einen firmeninternen Monolithen verlässt“, so die Experten.

Engineering-Projekte stoßen mit konventionellen IT-Werkzeugen schnell an Grenzen

Althergebrachte Verfahren spielen in Engineering Projekten immer noch eine tragende Rolle.  So sind E-Mails aufgrund ihrer einfachen Nutzung unverändert populär. Hinzu kommen spezielle Dienste wie Transmittal Management und der EDI gesteuerte Austausch von Produktdaten. Diese Verfahren reichen aber nicht, um eine verteilte Wertschöpfung zu gewährleisten.

Eine entscheidende Anforderung erfüllt kein Nachrichten-orientiertes Tool: Eine gemeinsame Umgebung, in der sich alle Projektbeteiligten jederzeit über den Stand der Dinge informieren können. Das betrifft nicht nur einen einzelnen Gegenstand, sondern Anforderungen, Bauräume, Kommentare, Redlinings, vorhergehende Stände und vieles mehr. 

Abhilfe versprechen zwar neue Dienste wie beispielsweise Slack oder Microsoft Teams, die einen Team Space bereitstellen. Sie ignorieren aber wegen ihres universellen Anspruchs ebenso die besonderen Belange im Engineering.

Collaboration Hub: Eine neue Edition aus CONTACT Elements Standards

Aus diesem Grund haben wir Collaboration Hub entwickelt. Ausgangspunkt ist das Elements Portfolio aus Standardbausteinen für Technologie, Core Services und Fachanwendungen entlang des Produktentstehungsprozesses – ergänzt durch die PLM-Konnektoren der PROSTEP AG, um etwa Partner oder Unternehmensteile mit unterschiedlichen PLM-Systemen zu verbinden. Collaboration Hub unterstützt konkret folgende Bereiche:

Joint Ventures

Ein Joint Venture ist ein auf Dauer angelegtes Gemeinschaftsunternehmen, wie die Zusammenführung der Mobilitätsdienstleistungen von Daimler und BMW. Joint Ventures müssen

  • Daten und Prozesse über die Systeme der beteiligten Organisation hinweg synchronisieren
  • eine gemeinsame Systemumgebung nach dem Need-to know-Prinzip bieten, die Mitarbeiter bei der täglichen Arbeit unterstützt
  • den Zugang zu sensiblen Unternehmensdaten verhindern

Die Kernelemente von Collaboration Hub für Joint Ventures sind: Legacy-System-Schnittstellen, dedizierte Anwendungsumgebung und Schutz geistigen Eigentums.

Joint Projects

Hier verfolgen verschiedene Unternehmen ein verbindendes Ziel, zum Beispiel die Entwicklung eines neuen Antriebssystems. Dabei stehen Anforderungen wie fortschrittliche Prozess- und Workflow-Konzepte, Kontext-Links zu Elementen der Produktstruktur und besondere Zugriffsregeln im Vordergrund. Joint Projects müssen

  • eine gemeinsame Umgebung schnell und effizient einrichten können
  • den Zugriff auf Daten, die dafür nicht vorgesehen sind, strikt verhindern
  • Branchenstandards wie die BIM-Normen oder in der Automobilindustrie STEP AP 242 und JT anwenden

Die Kernelemente von Collaboration Hub für organisationsübergreifende Projekte sind: dedizierte Anwendungsumgebung, Out-of-the-box-Fähigkeit mit On-Premise- oder Public/Private Cloud-Bereitstellung, Schutz des geistigen Eigentums und Industriestandards.

Lieferantenintegration

In Lieferketten erfüllen Lieferanten und Ingenieursbüros im Auftrag des Engineering-Leads Aufgaben wie Detail-Konstruktion, Validierung oder technische Änderungen. Collaboration Hub unterstützt dies zum Beispiel durch Workflows für die Definition, Bestätigung, Ausführung und Prüfung von technischen Änderungen. Diese Dienstleistungen erfordern eine leichtgewichtige Unterstützung mit kurzen Anlaufzeiten. Lieferanten müssen

  • auf alle relevanten Informationen über ein 24/365 Self-Service-Portal zugreifen können
  • komplexe Daten wie CAx-Modellstrukturen einfach herunter- und hochladen sowie nachträgliche Änderungen sofort erkennen können
  • Kollaborationsfunktionen wie Activity Streams, Abonnements, Redlining und Task Management nutzen können.

Das Self-Service Lieferantenportal baut auf den folgenden Kernelementen des Collaboration Hub auf: Arbeitsbereiche, Trigger & Alerts, Lightweight Collaboration, Workflows, schnelles On- und Offboarding, Zugriffskontrolle nach Kontext und Sicherheit.

Wie nutzen Unternehmen Collaboration Hub?

Je nach Anwendungsfall stehen folgende Optionen im Mittelpunkt:

Anwender nutzen ihr Bestandssystem – typischerweise ein internes PLM-System – weitgehend wie gewohnt. Relevante Objekte für die Kollaboration mit Partnern werden automatisch über den Hub mit einem Zielsystem synchronisiert. Beispiel sind die Teile und Dokumente eines Projekts, die in zwei oder mehr Systemen synchron gehalten werden.

Alternativ arbeiten Anwender direkt im User Interface des Hubs. Das ist dann der Fall, wenn das Bestandssystem selbst keine adäquate Unterstützung für die geforderte Projekt- und Fachlogik bietet oder die umfassende Anbindung von Legacy-Systemen für eine Vielzahl von Partnern nicht ökonomisch ist. Beispiel ist ein gemeinsamer Arbeitsbereich im Web beziehungsweise in der Cloud für ein Engineering-Projekt.

Die dritte Option ist eine eigene Portaloberfläche im Web vor allem für Lieferanten. Ein solches Portal spiegelt ausgewählte Ausschnitte der Daten und Prozesse des eigenen PLM-Backbones in der Cloud. Diese Spiegelung erfolgt automatisch und stellt Lieferanten alle notwendigen Produkt- und Prozessdaten quasi in Echtzeit bereit. Welche Daten wann gespiegelt werden, wird zum Beginn eines Vorgangs oder Projekts einmalig durch Regeln bestimmt, was Aufwand und Fehlerquellen minimiert.

Was unterscheidet Collaboration Hub von anderen Lösungen?

Collaboration Hub zielt vor allem auf Engineering-Projekte und bietet eine direkte Unterstützung für die dort typischen Strukturen und Prozesse.

Ein Beispiel sind CAD-Modelle und ihre komplexen Strukturdaten (Baugruppen und Bauräume). Neben der direkten Abbildung dieser Daten gilt es, die Nutzer vor allem über Änderungen zu informieren. Im besten Fall erfolgt dies wiederum anhand der Struktur- und Modelldaten, indem etwa mittels automatischer Differenzanalyse die Unterschiede im 3D-CAD-Modell direkt angezeigt werden.

Übersicht und Komfort in Anbetracht von Dutzenden oder Hunderten von Objekten in solchen Strukturen setzen ein intelligentes Sharing der Daten voraus. Intelligentes Teilen heißt, dass konfigurierbare Regeln anhand von Statusmerkmalen an den Objekten für die automatische Bereitstellung der Daten quasi in Echtzeit sorgen.

Schließlich positionieren wir Collaboration Hub als eine einfach konfigurierbare Lösung der Enterprise-Klasse. Die fachliche und funktionale Bandbreite des CONTACT Elements Portfolios ermöglicht die Skalierbarkeit bis hin zu sehr großen Projekten mit Tausenden Anwendern. Dies umfasst auch das umfassende Rollen- und Rechtesystem und das Sicherheitskonzept mittels Proxy-Umgebung, die von den internen Systemen hinter der Firewall entkoppelt ist.

Fazit:

Produkte entwickeln ist wie in einem Orchester zusammenzuspielen, nur dass nicht alle in einem Raum versammelt sind. Um eine verteilte Wertschöpfung wie bei der internen Bearbeitung zu erreichen, bedarf es besonderer Hilfsmittel. Collaboration Hub ist eine Konfiguration von CONTACT Elements und unterstützt das regelbasierte intelligente Teilen der Daten entlang der Prozesse im PEP. Im Fokus stehen die Anwendungsfälle Joint Ventures, Joint Projects und Lieferantenintegration. So sind Effizienzgewinne heute auch auf die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit übertragbar.


Autor:

Dr. Roland Drewinski
Leiter Marketing
 

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