Bericht - 12.02.2019

Warum wir eingefleischte Python-Fans sind

 

Python, jüngst von TIOBE zur Programmiersprache des Jahres 2018 gekürt, ist Teil unserer Erfolgsgeschichte - als Fundament von CONTACTs Entwicklungsumgebung und Software-Stack. Warum wir schon seit Mitte der 90iger Jahre auf Open Source Software setzen, erklärt Entwicklungsleiter Frank Patz-Brockmann.


Python erreicht in allen Rankings Spitzenpositionen und ist populärer denn je. Ihre Wahl zur Programmiersprache des Jahres 2018 ist für die Autoren des TIOBE-Index leicht zu begründen: Python ist im statistischen Bereich, der KI-Programmierung, im Skripting und beim Schreiben von Systemtests die klare Nummer 1, gilt als führend bei der Webprogrammierung und wird an Universitäten am häufigsten gelehrt.

20 Jahre Erfahrung mit Python sind ein schöner Anlass, von unserer Pionierzeit im Open-Source-Bereich den Bogen bis heute zu schlagen – gemeinsam mit Frank Patz-Brockmann, der mit seinem Team immer wieder den richtigen „Riecher“ für zukunftsweisende Technologien beweist.

Frank, ihr setzt seit 1999 Python neben C++ als zentrales Entwicklungswerkzeug ein. Wie kam es dazu?

Wir haben schon in den 90ern mit sogenannten „User Exits“ Anpassungen programmiert, in der Regel mit separaten Shell-Skripten. Das war aus unserer Sicht keine optimale Lösung. Deshalb suchten wir eine Programmiersprache, die sich in unsere Anwendung einbetten lässt. Neben Python haben wir andere Alternativen wie Tcl und Perl evaluiert, und ich habe mich mit James Gosling (einer der Erfinder von Java bei Sun) darüber ausgetauscht, eventuell den Java-Stack zu nutzen. Für Python sprach letztendlich ihre einfache Erlernbarkeit, die Offenheit der Python-Community und die sehr guten Integrationsmöglichkeiten in ein Software-Produkt wie unseres.

War auch entscheidend, dass Python eine Open-Source-Software ist?

Das macht es auf der Kostenseite einfacher, spielte aber nur am Rande eine Rolle. Wir hatten bereits viel Erfahrung mit Open-Source-Software (OSS), die wir direkt im Produkt oder in unserem Entwicklungsprozess eingesetzt haben. Ein Beispiel ist die GNU Compiler Collection, die es uns ermöglicht hat, auf den verschiedenen Unix-Plattformen den gleichen C++-Compiler zu verwenden.

Und wir haben bereits damalsOSS als eine gemeinsame Investition von vielen Marktteilnehmern verstanden, die bei bestimmten Kategorien von Software alleine nicht den gleichen Erfolg hätten. Programmiersprachen sind ein Beispiel dafür. Sie haben einerseits eine gewisse Komplexität und leben andererseits davon, dass eine starke Community dahintersteht: Ihre Mitglieder – darunter auch wir – investieren Geld, Zeit und Wissen in die Technologie und stellen Werkzeuge, Bibliotheken und Know-how bereit.

Eure Auffassung von Open Source war damals noch nicht Mainstream, oder?

Jedenfalls nicht in der Breite. In der Unternehmens-IT, und erst recht in unternehmenskritischen Anwendungen wie CIM Database, wurde OSS unter Gesichtspunkten wie Sicherheit und Wartung oft kritisch gesehen, und wir mussten eine Menge Fragen beantworten.

Leicht vorstellbar! 2005 lag der OSS-Anteil in den Unternehmen laut einer Gartner-Studie noch unter 10%. Heute sieht es dagegen ganz anders aus. Was hat diesen Wandel bewirkt?

In den 90ern war Enterprise-IT die technologische Avantgarde, die sich von Konzernen wie IBM oder Sun mit mehr oder weniger proprietärer Hard- und Software aus einer Hand versorgen ließ. Mit dem Internet hat sich alles geändert: Die Mega-Skalierung von Unternehmen wie Google war mit herkömmlichen Anbietern weder technisch noch wirtschaftlich machbar. Die Internet-Giganten haben deshalb auf horizontal skalierbare Commodity-Hardware und offene Software gesetzt, und viele Innovationen angeschoben. Gleichzeitig entstanden Firmen wie Red Hat, die ihr Geschäftsmodell auf offene Software stützen.

Gemeinsam haben diese Unternehmen viele Milliarden in OSS investiert und die Architektur und Technologie des Internet zur Blaupause für heutige Unternehmensanwendungen gemacht – wobei „interne IT“ und das Web mit der Digitalisierung von Geschäftsmodellen und -prozessen zunehmend verschmelzen.

Was bedeutet das für unser Ökosystem?

Dass wir und unsere Kunden aufs richtige Pferd gesetzt haben! Python gehört weltweit zu den erfolgreichsten Programmiersprachen überhaupt – aus den gleichen Gründen, die uns vor 20 Jahren dazu bewogen haben sie zu verwenden: steile Lernkurve, geringe Einstiegshürden, hervorragende Integrierbarkeit. Zudem ist sie in den Themenbereichen Data Science und KI, mit denen wir uns intensiv beschäftigen, nicht nur für CONTACT die erste Wahl.

Über Python hinaus setzen wir zahlreiche andere OSS-Komponenten in-house und in unseren Produkten ein und verfolgen diesen Kurs konsequent weiter. So investieren wir beispielsweise als Mitglied der Eclipse Foundation in OSS-Komponenten für das Internet der Dinge (IoT), das von offener Software dominiert wird.

Proprietäre Unix-Anbieter gibt es heute nicht mehr, stattdessen unterstützen unsere Produkte Linux und zeitgemäße Deployment-Technologien wie Kubernetes und Container. Das wird auch im Unternehmenskontext zunehmend wichtiger, weil Automatisierung die Agilität erhöht und Kosten senkt.

Vielen Dank für das Gespräch, Frank!

 

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